Rezension zu Malmsturm – Länder des Sturms

Länder des Sturms und der Wunsch zur Rezension wurde vom Uhrwerk Verlag an uns herangetragen. Wir kommen dem Wunsch gerne nach, möchten aber darauf hinweisen, dass es sich um keine bezahlte Promotion handelt und wir unsere ungezügelte Meinung zu Malmsturm entfesseln. Das Titelbild ist aus den Malmsturm Werken entnommen und wurde von Björn Lensig illustriert. Für weitere Informationen zu Malmsturm sei auch die Malmsturm Homepage empfohlen!

Der letzte Beitrag in der Vorstellungs-Reihe der Welt von Malmsturm ist die Rezension selber. Was verbirgt sich also hinter Länder des Sturms?


Kurz und Knackig

Alles in Allem ist Länder des Sturms ein gelungener Weltenband. Er strotzt vor einer Vielfalt und beschreibt diese in ausreichender Menge für ein Spielsystem, was von der kreativen und narrativen Spielweise der Gruppe lebt.

Spielleitung und Spielende, die Wert auf eine ins Detail definierte Welt legen, werden hiermit aber wohl eher weniger glücklich.

Für Liebhaber von Fate oder Sword & Sorcery Settings — oder beidem — sei Malmsturm gerne empfohlen. Gerne erstmal in die kostenlose PDF von Die Fundamente schauen. Wenn das Interesse groß genug an Malmsturm ist, ist Länder des Sturms ein passender Ergänzungsband und bietet viele Informationen zu der interessanten Spielwelt.


Bildquelle: Uhrwerk Verlag


  • Verlag: Uhrwerk Verlag
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Seiten: ca. 480
  • Format: PDF / Buch (Hardcover)
  • Preis: 19,99 € (PDF) / 39,95 € (Hardcover)
  • Erhältlich bei: Uhrwerk Verlag

Das Fleisch (Setting)

Länder des Sturms ist das dickste Werk bis dato und bietet mit gut 3/4 der Seitenanzahl Einblicke in den Norden, die Waismark und das Imperium. Das letzte Viertel von Länder des Sturms dreht sich um den Rest der Welt, die vermutlichen Wahrheiten des Nordens, der Waismark und dem Imperium, was es mit den alten Augen auf sich hat und beinhaltet ein Bestarium.

Sehr schön ist, dass die Kapitel über den Norden, die Waismark und das Imperium nicht nur Landstriche, die Stämme, Völker, Kulturen und deren Religionen vorstellen sondern auch Materialien, Rohstoffe, Legenden und Gerüchte. Wie auch in Die Fundamente werden mittels Ingame-Texten nicht nur Fluff und Feeling der Welt übertragen sondern auch Ideen für mögliche Plots.

In den vorangegangen Beiträgen haben wir einen Einblick in den Norden, die Waismark und das Imperium gegeben und führten durch einige der Völkergruppen, Siedlungen und Landstriche, um einen Einblick in die raue Welt von Malmsturm zu vermitteln. Abschließend fassen wir hier die einzelnen Regionen zusammen und geben unsere Meinung zum Werk Länder des Sturms ab.

Der Norden

Der Norden in Malmsturm wird schön dargestellt. Alle Stämme wirken durch ihre eigenen Charakteristiken einzigartig. Die Distanz im Norden wird mittels weniger Städte — sechs an der Zahl — unterstrichen. Im Norden lauern die Gefahren durch die rauen Stämme selber, die Liga und damit verbundene Sklavenmärkte und Sklavenjäger oder am Nebelmeer durch Piraterie. Ich meine, wer möchte einen Pandharen auf dem falschen Fuß erwischen? Das Mysterium des Nordens wird aber auch sehr schön in den einzelnen Landstrichen erzählt. So soll doch unter dem Eis der Eiswüste Mhanala eine Bestie lauern.

Insgesamt wirkt die Darstellung des Nordens rau und wild, ungestüm und stürmisch. Also sehr stimmig für eine Region voller Barbarenstämme und sagenhaften Orten, dessen Legenden vielleicht doch die Wahrheit und die Mystik widerspiegeln.

Die Waismark

Die Waismark ist das dunkle und fast schon generische Mittelalter-Fantasy-Setting in Malmsturm. Im Gegensatz zu den großen Systemen wie Dungeons and Dragons oder Das Schwarze Auge wird hier jedoch weniger auf High-Fantasy Elemente gesetzt, sondern die Sword & Sorcery – Manier fortgesetzt. Es geht um Einzelschicksale und nicht die Rettung der Welt. In der Waismark merkt man, dass versucht wurde die Uneinigkeit der Region zu beschreiben. Gleichzeitig werden Siedlungen auch nicht re­pe­ti­tiv beschrieben.

Es werden eigenbrötlerische Städte mit möglichen Inzest beschrieben. Seuchen, die Reisende betreffen anstatt die übliche Bevölkerung. Ein Preiskampf, dessen Preis unbekannt ist. Dies alles bringt eine gewisse Farbe in das ansonsten graue und trübe Waismark. Die starke Präsenz der Religion und die Verfolgung anderer Glaubensrichtungen, Heiden und Häretikern durch die trisantische Kirche erinnert an den Geschichtsunterricht und damit an reale Beispiele.

Magie außerhalb der Kirche wird als heidnische Tat angesehen. Somit ist es nicht überraschend, dass Magiebegabte gejagt werden wie Hexen. Magie außerhalb der Kirche wird deshalb in geheimen Treffen gewirkt und verschiedene kleine, geheime Organisationen und Kulte entstanden. Dies unterstreicht den (Aber)Glauben der einfachen Bevölkerung und das Gewicht der Religion im Leben eines Bürgers der Waismark.

Für Malmsturm ist die Waismark eine recht passende Darstellung für Fans solcher Fantasy Geschichten, wenn auch vermutlich es der schwächere Abschnitt von Länder des Sturms ist.

Das Imperium

Das Imperium ist der Rest einer Macht, die die ganze Welt zu umspannen schien. So wird zumindest das Imperium dargestellt. Kulturell und technisch auf einer Höhe, die weder Norden noch Waismark zum jetzigen Zeitpunkt erreichen. Aber sie scheinen sesshaft, faul und arrogant geworden zu sein. Letzteres waren sie wohl schon immer, so wird der Größenwahn des Imperiums immer wieder hervorgehoben. Zwischen Dying Kingdom und Caesars Reich bewegt sich die Darstellung des Imperiums.

Aber genau das macht den Charme aus. Wo die Waismark generisch und für Fantasy Veteranen schon fast profan wirkt, holt das Imperium direkt noch auf. Wir haben im letzten Beitrag die Perversion in Reinform genannt: Drogen, Exzesse, Orgien, Glücksspiele (gerne auch tödlich als z.B. Würfelbrettspiel mit vergifteten Pralinen), Daemonologie, Sklavenhandel, ungleiche Machtverhältnisse und Sozialschichten, abfällige Betrachtungen anderer Bürger abhängig von Herkunft sowie Status und zuletzt selbst Städte, wo die Beerdigung mehr kostet als eine Heirat.

Genau diese Perversion gepaart mit Adelshäusern, Kastensystem, Spiegelgesellschaften im Untergrund von Städten und gierigen Gilden lädt jedoch auch zu Intrigen, Korruption und politischen Machtspielen ein. Dies ist die Hochburg für all diese Umstände. Aber unter dieser Dekadenz lauert etwas tiefgründigeres. Daemonologen spielen mit Mächten, die sie vielleicht noch nicht mal ansatzweise verstehen. Sie sind vielleicht Marionetten für jene Wesen mit denen sie Kontakt aufnehmen. Technosophen versuchen das verlorengegangene Wissen über alte Konstruktionen zu behalten, obwohl in manchen Bibliotheken routiniert aufgeräumt wurde. Und damit ist das Vernichten der Geschichtsschreibung gemeint.

Die Hoffnung liegt am Rande des Imperiums in den sogenannten Grenzerfahrungen. So nennt Länder des Sturms jene Bereiche des Imperiums, welche Kontakt zur Außenwelt haben. Die Einwohner an den Grenzen sind weniger starr in der Annahme, dass das Imperium der Mittelpunkt des Universums ist und alle anderen Kulturen außerhalb des Imperiums niederwertig.

Fazit

Der Norden, die Waismark und das Imperium sind sehr schön beschrieben. Die Welt wird dem Leser auf eine sehr angenehme Art und Weise präsentiert, so dass die Lust entsteht, die im Groben skizzierten Orte zu erkunden. Letzteres ist vor dem Hintergrund, dass Fate sehr von der Narrativen der gesamten Gruppe lebt, gut gelöst. Städte werden so teilweise auf einer halben Seite beleuchtet. Die Kernpunkte werden angesprochen, anstatt auf 40 Seiten jede einzelne Schänke zu benennen. Dies vermittelt schnell die Idee eines Orts, eines Stammes usw. und bietet Anregungen für Spieler und Spielleiter.

Zu diesen Beschreibungen werden aber auch direkt Aspekte genannt, die man sich dafür überlegen könnte. Man ist direkt in der Fate-Regelwelt verankert. Sehr schön sind die genannten Ingame-Texte und die zusätzlichen Informationen neben Personen und Städte. Materialien, Rohstoffe, Legenden und Gerüchte geben mehr Randinformationen zu den Kernpunkten, die schon in den Siedlungen und verschiedenen Sozialgruppen dargestellt wurden.

Das Artwork ist, wie auch schon in Die Fundamente passend. Es unterstreicht auch hier schön den Stil und das Genre der Welt. Die recht stereotypische und leicht bekleidete Darstellung von Frauen scheint hier auch weniger dargestellt zu sein, was schön ist. Immerhin wird (aus dem Kopf gesprochen) nicht in den Kulturen erzählt, dass Frauen eine andere oder gar niedrigere Position im Leben einnehmen. Auch sie können Jägerin, Politikerin oder anscheinend Richterin werden.

Sehr erfrischend war auch nach dem Lesen der großen Regionen die vermutlichen Wahrheiten über die Welt kennen zu lernen. Sie erklären in Kürze den Hintergrund der Malmstürme, die mögliche Entstehung der Welt und Kulturen, wie sie jetzt existieren.

Zum Abschluss wird eine Figur benannt, die in den verschiedenen Regionen verschiedene Namen hat. Nur über ihre alten Augen kann diese Person erkannt werden. Was diese Person jedoch für eine Rolle spielen mag, verraten wir an dieser Stelle jedoch nicht!

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