Warum ich Mastodon, Blogs und RSS bevorzuge

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Elon Musk kauft Twitter. Elon Musk fährt Twitter gegen die Wand benennt Twitter um in X. Blauer Haken, kein blauer Haken. Fragwürdige Ausrichtung der Plattform. Bezahlabos für alle? Viele Künstler:innen und Kreative bangen um Reichweite, ihr Geschäft, Aufträge und Existenzgrundlagen.

Mastodon erlebt einen Aufschwung als Mikroblogging-Alternative aus dem Fediverse, wo grundsätzlich jede Person (mit gegebenen Mitteln und Know-How oder Bissfestigkeit) eine eigene Instanz betreiben kann und nicht abhängig von einem Unternehmen ist. Einstiegshürde scheint jedoch höher. Kein kuratierter Algorithmus für die Timeline, sondern eine Time-Line. Meta kontert Twitter/X mit Thread – will auch ins Fediverse, um dort Nutzer zu binden.

Der Kampf um Daten ist nichts neues mehr und in den oben genannten Beispielen sind Facebook, Instagram, TikTok, Snapchat, und wie sie alle heißen noch gar nicht erwähnt. Was sind wir jedoch bereit zu geben und wofür?

Motivation

Ich bin mehr Privatperson als jemand, der Aufträge über soziale Medien akquiriert, und als Marketing-Muffel nutze ich auch nicht das Potential, was mir solch eine Plattform bietet. Ich besitze jedoch auch das Privileg dafür, dass ich durchziehen kann, was ich möchte und keine starke Notwendigkeit für Reichweite besitze.

Dennoch ist es toll, wenn man mit Leuten in Kontakt kommt, Menschen erreicht und die Community bereichert. Viel auch um einfach über ein Spielsystem zu reden oder Inhalte jeglicher Art dafür zu liefern. Ein volles Restaurant sieht erfolgreicher aus als ein (halb)leeres, unabhängig der Größe. Das gilt auch für Spielsysteme und Communities. Wenn nichts neues für ein Spiel nach kommt, sieht es so aus, als wäre es nicht mehr aktuell, nicht mehr im Trend, nicht mehr lebendig. Finden keine Diskussionen in der Community statt, scheint sie inaktiv.

Heißt Motivation 1: Der Austausch mit der Community. Jetzt bin ich zwar etwas ein Schreibmuffel, aber so ist jeder eben anders. 🙂

Dicht gefolgt von Motivation 2: Auf Projekte und Spielsysteme aufmerksam machen. Niemand möchte, dass eigene Projekte oder geliebte Spielsysteme im Nirvana des Internets verschwinden.

Das Hobby ist nun schon einige Jahrzehnte alt und massivst gewachsen. Impulse durch Diskussionen oder Artikel aus der Community verändern Sichtweisen, zeigen Herausforderungen auf, lösen Probleme. Aber dieses Wort Community ist schwierig zu fassen, wenn wir uns auf Bluesky, X/Twitter, Mastodon, MySpace, Discord usw. verteilen. Der Tod einer Plattform splittert die Community wieder, die sich unter Anstrengung gefunden hat.

Arten der Kommunikation

Die ganzen Mikro-Blogging-Plattformen und forenartigen Instant-Chats wie Discord haben gegenüber traditionellen Foren und Blogs einen entscheidenden Vorteil: Sie fördern kurze Beiträge und sind leichtgewichtig in der Handhabung. Der Austausch ist schnell, informell und kurz. Nach wenigen Tagen aber auch schon wieder im Nirvana der Schnelllebigkeit verloren. Fire and (possibly) Forget. Wir teilen Meinungen sowie Wissen also eher über Gespräche. Dagegen stehen Artikel wie dieser hier.

Hier steht nicht der schnelle (asynchrone) Austausch im Vordergund, sondern eine strukturierte Diskussion oder ein Impuls. Das heißt nicht, dass auf solche Artikel oder Beiträge nicht geantwortet werden kann, aber die zeitliche Skala zwischen Antworten ist eine ganz andere Hausnummer. Wie bei einer Zeitung oder einem Magazin schwingt hier der Charakterzug mit, dass solche Artikel auch verfasst werden, um sie später nochmal aufzugreifen und nachzulesen. Das Wissen altert langsamer als in unseren schnellebigen Chat-Umfeldern.

Foren an der Stelle bilden eine Zwischenschicht, da hier die Diskussion im Vordergrund steht. Heißt für mich persönlich aber auch immer, dass ich irgendwelche Threads durchlesen muss, wo die Hälfte für mich uninteressant ist, weil ich ein Fazit suche, welches ich zwischen den einzelnen Antworten suchen muss. Die Struktur des Informationsgehalt wird hier also im Laufe der Diskussion aufgeweicht und im jeweiligen Thread verteilt.

Während alle Formen ihre Daseinsberechtigung haben und auch untereinander zum Teil ausgetauscht werden können, sollte hervorgehen, dass wir nicht alle Informationen, Meinungen oder ähnliche Beiträge in Instant-Chat Textlimits quetschen können. Als kurzer Austausch ist es jedoch das passende Medium! Sobald ich aber dieses kleine Garn-Emoticon an einem Beitrag sehe, weiß ich, dass wir den Kern der Zweckbestimmung der Plattform verlassen. In meinem Fall freue ich mich dann, wenn aus der Arie von Tweets, Toots oder was auch immer ein kondensierter Artikel wird.

Der Genie aus der Wirtschaftsbuddel – Spaltung der Community durch Launen von Milliardären

Facebook, Instagram, Twitter/X, Threads und co. nehmen uns zwar Arbeit hinsichtlich Moderation, Infrastruktur und dessen Wartung usw. ab, aber wenn jemand Lust hat den Stecker zu ziehen, dann sitzen viele Leute auf dem Trockenen. Leute, die zum Teil durch die Kommunikation auf solchen Plattformen leben. Viele aus der internationalen TTRPG Community trauern immer noch Google+ Zeiten hinterher und mussten sich. nach dieser Aufgabe umorientieren. Man kann vom Tanelorn halten, was man mag, aber als Plattform und Community überlebte es so manch andere Systeme.

Discord ist ein von mir geliebtes Medium und Tool. Es führte Features ein, die ich für eine gute Idee halte (z.B. Forumsfunktion und Threads), aber am Ende der Weisheit ist man damit. auchnoch nicht. Eines der größten Hürden, ist jedoch Discord selber. Jede Community kann dort einene Server mit wenigen Klicks einrichten. Einstiegshürde niedrig, super. Und genau so viele Server gibt es auch. Ich selbst bin auf einer handvoll Server aktiv und auf anderen ein Geisterprofil, weil ich vielleicht ab und.an mal dort reinlesen, aber mehr. auch nicht. Während ich also bei einem Twitter/X, Bluesky, Mastodon oder was auch immer meine Timeline als Single Source of Information durchschauen kann, hab ich innerhalb von Discord quasi multiple solcher Informationsquellen. Aber was, wenn Discord abgeschaltet wird?

Discord und die anderen genannten sozialen Medien sind Produkte. Sobald sie sich nicht mehr rentieren, werden sie dem Tode überlassen. Bevor jetzt jemand mit „Bluesky ist aber gemeinnützig“ kommt, Kickstarter hat eine ähnlich gemeinnützige Unternehmensform und in meinen Augen ist Gemeinnützigkeit da kein First-Class-Citizen.

Warum ich Mastodon, Blogs und RSS bevorzuge

Nun zu der Überschrift dieses Artikels.

In meinen Augen haben wir kurze und schnellebige Nachrichten, welche sich super über Instant-Messaging- und Mikro-Blogging-Dienste teilen und austauschen lassen. Dagegen stehen komplexere Informationen, die von einer strukturierten und kondensierten Form profitieren.

Mastodon und kurzlebige Nachrichten

Für die kurzlebigen und eher „aus dem Leben gegriffenen“ Nachrichten bieten sich Dienste wie Threads, Twitter/X, Bluesky und Mastodon an. Wenn es ein geschlossener Kreis mit Kanälen sein darf: Discord. Für längere Beiträge wird es jedoch etwas enger und man quetscht solche Beiträge dann in Dienste, die sich eher auf kürzere Texte verstehen.

Was ich an Mastodon toll finde, ist dass sich ein Verein wie pnpde.social gründen und eine Instanz und damit eine Community in einem sozialen Netzwerk aufbauen kann. Ich habe ein höheres Vertrauen in einen gemeinnützigen Verein als in ein gemeinnütziges Unternehmen. Letzteres sitzt vielleicht noch im Ausland und vertritt nicht primär die Interessen von mir und meiner Community. Ja, Mastodon hat technisch andere Hürden und auch die Bedienung ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber es steht und fällt mehr mit der Community und weniger den Launen von Vorständen und Geschäftsführungen.

Artikel und RSS

Ich mag Artikel. Solche Beiträge thematisieren etwas und ziehen es durch. Ich kann nachher entscheiden, ob ich den Artikel blöd fand oder neue Impulse erhalten habe, die ich teilen möchte. Oder aber es ist ein rein informativer Nachrichtenartikel über ein Ereignis und ich fühle mich über Neuigkeiten informiert. Ich sprach auch über die Single Source of Information. Um aus verschiedenen Quellen die neuesten Beiträge zu erhalten, gibt es diese neue hippe Technologie von 1999 namens RSS. Ich werf die Feeds in mein RSS-Reader und erhalte Updates, wenn es auf den jeweiligen Quellen (z.B. Blogs) neue Beiträge gibt. Ich schlage also morgens meine „Zeitung“ auf und lese direkt, was mich interessiert, oder werfe es auf die Leseliste. RSS-Reader gibt es für verschiedene Plattformen oder als WebApp. Ich hoste z.B. meinen eigenen RSS-Reader, den ich über die Webseite direkt auf meine Geräte installieren kann. Alles kein Drama mehr.

Viele Blogs werden mit WordPress betrieben. WordPress bietet von Haus aus einen RSS-Feed an, welcher sich üblicherweise unter /feed befindet. Auf diesem Blog wäre die Adresse also https://pen-paper-dice.de/feed/. Die zweite coole Sache ist, dass man mit einem Plugin sehr schnell den Blog ins Fediverse und damit zu Mastodon und co. bringen kann. D.h. ich kann auch Beiträge in die Timelines von z.B. Leuten auf Mastodon bringen, wenn sie dem Blog dort folgen.

Auch hier kann ein Blog (relativ einfach) von jedem selbst betrieben werden. Der Austausch ist über Kommentarfelder (oder dank Plugin fürs Fediverse) auch über Mastodon möglich. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit einen Folgeartikel oder Gegenartikel zu schreiben, wenn man eine andere Meinung besitzt oder etwas ergänzen möchte. Die Diskussion ist dann etwas schwerfälliger, da sie über Artikel stattfindet, aber irgendwann muss man sich ja die Frage stellen, ob ein 2000 Wörter Kommentar noch ins „Kommentarfeld“ unter den original Artikel fallen sollte. 🙂

UPDATE: Blog-Aggregatoren als RSS-Alternative

Wenn man nicht selbst seinen eigenen Feed oder „Blogroll“, wie die Liste von Blogs, denen man folgt oder die man empfiehlt, genannt wird, aufbauen möchte, kann man auch Aggregatoren verwenden. Im dt. PnP-Umfeld gibt es da z.B. https://rsp-blogs.de/. Dies versteht sich als Netzwerk dt. Rollenspielblogs. Was das bedeutet ist, dass dieser besondere Blog anderen Blogs folgt, diese abonniert und entsprechend die neuesten Beiträge anderer Blogs als „re-blogged“. Wenn man also nicht eine eigene Liste von Blogs zum Abonnieren erstellen und über einen RSS-Reader lesen möchte, kann man auch https://rsp-blogs.de/ lesen, um über die neuen Beiträge in der dt. Rollenspiel-Blogszene informiert zu werden.

Abschließende Worte zum Sonntag

Das Thema ist komplex und <andere Floskel einfügen>.

Verschiedene Leute haben verschiedene Anforderungen an Dienste, welche die Vernetzung und den Austausch mit anderen Leuten ermöglichen. Nicht jeder braucht eine hart definierte Community oder interessiert sich dafür. Nicht jeder steht auf Blogs, braucht diese oder liest diese. Vor allem dank Instagram, YouTube, TikTok und was sonst noch alles am Markt ist, gibt es neben Blogs und Podcasts neue Medien, um Informationen aufzusaugen.

Was ich mitgeben möchte ist: Es ist alles solange gut, solange es gut ist.

Heißt: Wenn eine Community, wie sich auf Twitter versammelt, aber Twitter stirbt, was dann? Ein Teil geht zu Bluesky, ein Teil zu Mastodon, ein weiterer zu cohost (ist cohost noch ein Ding?)? Ist das der Sinn der Sache, dass wir ggf. Verbindungen auseinanderreißen?

Wäre es nicht sinnvoll die Möglichkeit am Schopfe zu packen und auf etwas zu setzen, was ein Unternehmen uns nicht einfach wie einen Teppich unter den Füßen wegzieht? Die Möglichkeiten bestehen jetzt schon und es wird zunehmend einfacher während wir einen Kreislauf von sterbenden sozialen Medien im Laufe des recht jungen Internetzeitalters gesehen haben. Wir können das Ruder selbst in die Hand nehmen, wenn wir denn als Gemeinschaft wollen!

Blog-Feeds von einigen Leuten aus dem Fediverse und mir

In keiner besonderen Reihenfolge:

Deutsche Blogs

Englische Blogs

Möglichkeiten diesem Blog zu folgen

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4 Antworten

  1. Blechpirat sagt:

    Ich hätte mich ja sehr gefreut, wenn du auch auf https://rsp-blogs.de hingewiesen hättest – schließlich mache ich das ja genau aus den dir genannten Gründen!

  2. D3 sagt:

    @penpaperdice-blog du beschreibst hier ziemlich genau meine Motivation die Dinge im Netz so zu machen, wie ich sie mache Und danke für die Erwähnung von :pnpde_social: pnpde.social als gutes Beispiel

  3. John Doe sagt:

    Hi, danke, für die Nennung 🙂
    Ich halte es größtenteils ähnlich: Mastodon ist auch meine liebste PnP-Kommunikationsplattform und Blogs nach wie vor die beste Ideen- und Informationsquelle.

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