Rezension zu Arium: Discover

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Wir erschufen uns die Welt Aeros mit Arium: Create und hatten schon länger vor die Welt mit Arium: Discover zu besuchen. Es ist eine Steampunk-Welt mit der Existenz von Aliens und Luftschiffen. In Tricube Tales begannen wir unsere Reise und stießen auf eine Passage, der in unbekannte Welten führen sollte. Genau dort setzten wir an und konvertierten die Charaktere aus Tricube Tales in Arium: Discover und erlebten einen Hexcrawl auf Basis der Mausritter Hexcrawl Templates und den Anregungen und Regeln aus dem wundervollen The Vast in the Dark* .

Aber was bietet uns Arium: Discover nachdem Arium: Create ein World-Building Tool bzw. eine Methode darstellt?

Copyright: Adept Icarus

  • Verlag: Adept Icarus
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Englisch
  • Seiten: 76
  • Format: PDF / Print
  • Preis: 10 $ / 19,95 $ für Softcover Standard Book Color / 19,95 $ als Print und PDF auf DriveThruRPG*

Entdecke!

Arium: Discover setzt da an, wo Arium: Create endet. Wir haben unsere Welt erschaffen. Das Big Picture, die Orte, die Kulturen, die Charaktere und auch McGuffins oder andere Apparaturen oder Gegenstände der Welt. Wir können nun einen der erstellten Charaktere aus Arium: Create verwenden oder unsere eigene Spielfigur erschaffen, um diese selbstkreierte Welt zu bespielen. Es ist noch keine ausgefeilte Welt, aber um diese Skizze eines Settings zu bespielen und währenddessen oder im Anschluss mit weiterem Leben zu füllen, reicht es allemal. Es geht darum die eigene Welt zu entdecken und Arium: Discover bietet uns ein vollwertiges Rollenspiel für möglichst viele Genres dafür.

Bildquelle und Copyright: Adept Icarus

Spielmodi

Da Arium: Discover ein generisches Rollenspiel ist, bietet es verschiedene Spielmodi für die unterschiedlichsten Arten von Spiele. Was die Auswahl des Spielmodus eigentlich bedeutet ist, wie kompetent die Spielfiguren der Spielenden ist. Der Spielmodus gibt an, wie viele Discovery Token eine Figur am Anfang hat und wie viele sie während einer Spielsitzung maximal besitzen darf. Gleichzeitig ergibt sie die Anzahl an Punkten für die Attribute während der Charaktererschaffung durch den Spielmodus. Arium: Discover unterscheidet folgende Spielmodi:

Heroisch. Dies ist epische Fantasy oder die Geschichte von Superhelden. Die Herausforderungen scheinen unmöglich, während aber die Figuren selbst immer noch ihre Slice-of-Life Situationen haben können.

Normal. Dies sind die Geschichten von einfachen Personen, wie du und ich. Sie besitzen keine Superkräfte und sind nicht mächtiger als die anderen Figuren der Welt. Sie könnten einem mysteriösen Verschwinden auf der Spur sein oder ihr kleines Dorf vor der bösen Welt beschützen.

Hardcore. Dieser Modus ist für Leute, die es etwas realistischer und tödlicher mögen. Im Regelwerk wird mit den freundlichen Worten „We’re looking at you, George R.R. Martin“ die Referenz auf Game of Thrones gesetzt.

Die Spielfiguren

Wie schon erwähnt, können die Figuren aus Arium: Create verwendet werden oder man erschafft sich seine eigene Figur mit Arium: Discover. Jede Figur hat dabei Primärattribute und Sekundärattribute, welche sich aus den Primärattributen ableiten. Je nach Spielmodus gibt es unterschiedlich viele Charakterpunkte (CP), welche auf die Primärattribute verteilt werden. Außerdem abhängig vom Spielmodus sind die Qualities und Goodies der Spielfigur. Qualities sind dabei Merkmale des Charakters und können Fähigkeiten, Vorteile und Nachteile sein. Goodies sind Gegenstände, übernatürliche Fähigkeiten oder Beziehungen des Settings oder den Charakter sein, welche auch Eigenschaften, Fähigkeiten oder Nachteile haben.

Bildquelle: Arium: Discover, Copyright: Adept Icarus

Die Charaktererschaffung durchläuft 8 Phasen. Im Charakter-Konzept geht es darum, wie die Figur heißt, wer diese Person ist, was ihre Persönlichkeit ist, wie sie aussieht und welche Goodies sie hat. Danach werden die CP anhand des Spielmodus ermittelt und auf die Primärattribute verteilt. Im Anschluss werden die Sekundärattribute berechnet und mit noch übrig gebliebenen CP Qualities oder Goodies erworben. Diese Qualities und Goodies müssen einen coolen Namen haben und beschreiben, was sie für Eigenschaften haben, ob negativ oder positiv. Dies ähnelt den Aspekten aus Fate bzw. den Tags und Trademarks aus Neon City Overdrive. Zum Schluss werden die Discovery Token bestimmt und es kann los gehen!

Primärattribute

Die Primärattribute von Arium: Discover sind breit ausgelegt und wie folgt:

Mind. Sind die intellektuellen Fähigkeiten.

Body. Die physische Fähigkeit eines Charakters. Sagt auch aus, wie attraktiv die Figur für andere sein kann.

Spirit. Die Verbindung zwischen einem Charakter und etwas höherem. Dabei kann es sich um den Glauben, eine Wertevorstellung, Glück, Technologie oder Magie handeln.

Heart. Stellt die Leidenschaft und Hingabe dar.

Sekundärattribute

Unter die Sekundärattribute fallen abgeleitete Werte der Primärattribute.

Awareness. Die Sinnesschärfe und Kompetenz Informationen aufzunehmen.

Defense. Wie gut sich die Figur verteidigen kann.

Offense. Wie gut die Figur angreifen kann (unabhängig von Waffe oder Art).

Personality. Das Auftreten der Figur und wie gut sie andere beeinflussen kann oder die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Stamina. Wie gut die Ausdauer der Figur ist und wie sie Schmerzen oder Erschöpfung widerstehen kann.

Willpower. Die Kraft der Figur, um geistiger Manipulation oder Täuschungen zu widerstehen.

Health. Die Lebenskraft der Figur.

Resistance. Der passive Widerstand gegen Schaden und die passive Verteidigung der Spielfigur. Kann durch aktive Verteidigung erhöht werden.

Charaktervorlagen

Falls man schnell Spielfiguren erschaffen möchte oder bestimmte Archetypen als Konzept wählt, gibt es in Arium: Discover Vorlagen. So gibt es:

  • Beschützer*in
  • Zerstörer*in
  • Diplomat*in
  • Gelehrte*r

Jede dieser Vorlagen hat nicht nur die Primärattribute verteilt je nach Spielmodus, sondern auch noch zwei CP offen, damit etwas Individualisierung stattfinden kann.

Qualities & Goodies

Ein Goodie ist ein besonderer Gegenstand, eine Beziehung oder übernatürliche Fähigkeit im Setting oder von der Spielfigur. Dabei kann es sich z.B. um einen dampfbetriebenen Enterhaken handeln. Goodies haben, wie auch Spielfiguren, Qualitäten. Diese sog. Qualities sind zu unterscheiden in Boons / Banes für Figuren und Features / Flaws für Goodies. Die Idee ist jedoch dieselbe: Boon bzw. Features sind positive Eigenschaften der Figur oder des Gegenstands und Banes / Flaws sind negative Eigenschaften. Als Beispiel dient uns der dampfbetriebene Enterhaken:

Dampfbetriebener Enterhaken
Feature: Kann sich in solide Materialien festhaken.
Flaw: Dauert einige Zeit, um sich abzukühlen.

Boons und Banes von der Spielfigur sind mehr in der Person begründet. So könnte ein Boon sein, dass man eine Militärausbildung hinter sich hat oder man sehr geschickt in einem speziellen Handwerk ist. Banes sind exakt das Gegenteil, z.B. man hat Unglück, hat Gedächtnislücken, eine schlechte Ausbildung oder man wird verfolgt. Regelseitig wird bei einer Probe geschaut, ob eine Quality oder ein Goodie eingesetzt werden kann und damit die Probe erleichtert oder erschwert. Dafür wählt man beim Definieren der Quality oder des Goodies, welchen Effekt Boon / Bane, Feature / Flaw haben. Die Auswahl ist dabei im Regelwerk vorgegeben und ist sowas wie +2 oder -2 Würfel zum Würfelpool.

Proben

In Arium: Discover haben wir ein Würfelpool-System. Wenn die Spielleitung nach einer Probe fragt, wählt diese ein Attribut für die Probe. In Höhe des Attributs bilden Würfel den Pool. Die Qualities und Goodies werden betrachtet und überprüft, welche davon zutreffen und den Würfelpool verändern. Ein Erfolg in Arium: Discover ist eine 5 oder 6. Vorteil erhöht die Chance auf einen Erfolg, weshalb 4, 5 und 6 als Erfolg zählen und ein Nachteil verringert die Chance auf lediglich 6. Je nach Situation verteilt die SL Vorteile und Nachteile auf die Probe. Gleichzeitig setzt die SL eine Schwierigkeit fest, was bedeutet, dass 1 – 6 Erfolge notwendig sind für eine erfolgreiche Probe.

Es gibt jedoch nicht nur Erfolg und Fehlschlag, Wahr und Falsch, sondern noch Kontrollen (Control) und Komplikationen (Complication). Kontrollen sind zwei oder mehr gewürfelte 6en und erlauben der spielenden Person zu beschreiben, wie etwas bei der Probe glatt läuft, einen Vorteil verschafft oder anderweitig interessant ist. Das Erzählrecht liegt bei der Person, die die Probe ablegt. Komplikationen treten bei zwei oder mehr 1en auf und die SL erzählt, wie etwas schief läuft und die Sache komplizierter werden lässt. Interessant in Arium: Discover ist, dass Kontrolle und Komplikation sowie Erfolg und Fehlschlag zusammen auftreten können. Es gibt lediglich Erfolg und Fehlschlag, aber mit oder ohne Kontrolle / Komplikation. Somit kann der Ergebniszustand eine Kombination von 3 der 4 möglichen Ausgänge einer Probe annehmen, z.B. eine erfolgreiche Probe mit Kontrolle und Komplikation.

Erweiterte Proben

Eine weitere Art von Proben in Arium: Discover sind die erweiterten Proben. Hierbei wird für eine längere oder kompliziertere Aufgabe gewürfelt. Eine erweiterte Probe hat drei Phasen: Vorbereitung, die Ausführung und die Auflösung. In jeder dieser Phasen legt man mind. eine Probe ab. In der Ausführung kann die SL 1 – 3 Proben verlangen. Diese Proben beeinflussen jedoch zukünftige und darauffolgende Proben der erweiterten Probe. Eine gute Vorbereitung wird also mechanisch belohnt. Erst mit der Auflösung wird jedoch der gesamte Ausgang der Situation bestimmt. Als ein gedankliches Beispiel kann das Zusammenbauen einer Apparatur dienen. Man plant mittels einer Blaupause das Projekt und arbeitet daran, aber erst wenn alle Teile zusammengesteckt wurden und man den Schalter auf „An“ stellt, weiß man, ob das Gerät funktioniert.

Discovery Tokens

Discovery Tokens in Arium: Discover stellen die Gummi-Punkte dar. Sie werden verteilt, wenn eine Spielfigur eine Probe nicht schafft, wo eine der Qualities eingesetzt werden und sie werden genommen, wenn die spielende Person einen Würfel zum Würfelpool hinzufügen möchte, eine übliche Probe oder eine Schritt einer erweiterten Probe automatisch bestehen oder „Ja, und…“ einwerfen möchte. Letzteres ist nur an eine Bedingung beschränkt. Die Spielenden können mit zwei Discovery Tokens „Ja, und…“ sagen und eine Tatsache etablieren. Es dürfen jedoch keine Sachen ins Arium und damit die Geschichte gebracht werden, die gegen den Kanon des Ariums gehen. Man darf also nicht etwas überschreiben, sondern lediglich Fakten einführen oder ändern, die nicht im Konflikt mit bestehenden Aussagen stehen.

Gegnervorlagen für die SL

In der Spielleitungssektion werden noch Tipps & Tricks gegeben. Für Arium: Discover speziell gibt es Vorlagen für Gegner, wo die Attribute eines Feindes je nach Schwierigkeit des Feindes abstrakt skaliert werden. Diese gehen von Unterlingen bis hin zu Bossen und erlauben es schnell Gegner zu erschaffen. Gleichzeitig wird schön beschrieben, wie aus einem Unterling nicht nur ein Boss werden kann, sondern auch ein NSC. Ansonsten wird noch auf Stars & Wishes eingegangen, Gruppenproben, wie man mit temporären Stärkungen und Schwächungen umgehen kann sowie die weitere Entwicklung der Charaktere.

Letzteres ist nur kurz angerissen und zeigt auf, dass nach einem Kapitel der Geschichte die Charaktere ein Attribut erhöhen, ein neues Feature für ein Goodie kriegen oder für ihren Charakter selbst einen Boon erhalten könnten. In dem noch nicht veröffentlichten Arium: Evolve sollen detailliertere Ideen für das Aufsteigen der Figuren vermittelt werden.

Fazit

Benjamin

Als W6-Poolsystemen vereint Arium: Discover mit Boon & Banes sowie den aus den Ergebnissen von Arium: Create entnommenen Gegenständen als Goodies narrative Regelelemente mit klassischen Attributen. Auch wenn mich Teile des Systems entfernt an Fate erinnern, empfinde ich die Benennung und Verzahnungen der Haupt- und abgeleiteten Attribute eher als sperrig. Es gab manche Stellen im Spiel, an denen ich nicht klar benennen konnte, welches Attribut jetzt am Besten passt. Es wirkt für mich so, als wenn hier die symmetrische Darstellung auf dem Charakterbogen wichtiger war als der tatsächliche Nützlichkeit.

Dadurch, dass die Goodies das einzige verbindende Element zur Welterschaffung darstellen, würde ich vermutlich eher zu Fate greifen, wenn ich das nächste Mal eine mit Arium: Create erschaffene Welt bespielen wollte.

Ich kann mir aber vorstellen, das jemand, der mit der Punktemechanik aus Fate und den Fudge-Würfeln Probleme ,die storyzentrierten Elemente mag aber lieber ein klassischeres System möchte mit Arium: Discover mehr Freude haben könnte.

Katrin

Im Gegensatz zu Arium: Create, konnte mich Arium: Discover leider nicht vollständig überzeugen. Positiv gefallen hat mir die schnelle Charakter Erstellung und auch die Übersichtlichkeit der Attribute. Allerdings fehlt mir für eine längere Runde weitere Optionen, um den Charakter weiter auszubauen und zu individualisieren. Die Möglichkeit seine Gegenstände (Goodies) mit Werten zu versehen ist zwar nett, aber sind die Effekte identisch zu den Boones und Banes. Hier hätte ich mir mehr Kreativität gewünscht. Der Charakterbogen wirkt durch die Texte zur Erstellung des Charakters überladen. Diese hätte ich mir auf einer extra Seite gewünscht, so bleibt leider wenig Platz für wichtige Dinge, wie die Anzahl der Lebenspunkte und Notizen. Arium: Discover würde bei mir aus diesen Gründen im Gegensatz zu Arium: Create keine Verwendung am Tisch finden.

Sebastian

Während Arium: Create eine wunderbare Methode zum Erschaffen eines Settings aufgezeigt hat, werde ich vermutlich auf die Verwendung von Arium: Discover verzichten, da es andere Systeme wie Neon City Overdrive gibt, deren Mechaniken mir in Nuancen besser gefallen (Erfolge auf 4, 5 und 6 – dafür weniger Würfel). Arium: Discover scheint auch mechanistisch nur marginal auf das vorher durchgeführte Arium: Create aufzubauen (Goodies) was Arium: Discover leicht gegen andere Systeme austauschbar macht.

René als SL

Arium: Discover hält für mich, was es verspricht. Es bietet ein generisches und vollwertiges Rollenspiel für die Welten, welche mit Arium: Create oder Microscope oder welcher Methode auch immer erstellt wurden. Die Charaktererschaffung war etwas hakelig, da Boon / Bane, Feature / Flaw im Kern dasselbe aussagten, aber gefühlt zu einer kognitiven Überladung bei der Einführung des Systems führten. Das Spiel ist leichtgewichtig und spielte sich schnell in jeder Lage. Für mehrere Proben hintereinander, wie man es bei anderen Systemen auch hat, sind die erweiterten Proben wohl nicht gemacht, sondern eher für langläufige Projekte. Da kam das Spiel aus dem guten Fluss etwas raus, schien es mir.

Da wir zwei Tage zuvor Neon City Overdrive gespielt haben, kam auch die Überschneidung der beiden Systeme ins Bewusstsein. Um mal einen Vergleich zu ziehen. Während beide Systeme etwas ähnliches erreichen wollen – denn wenn man mal das Setting wegnimmt und die Trademarks / Tags selbst entwirft, kann man Neon City Overdrive super als generische Engine verwenden -, kam es mir so vor als wäre Arium: Discover an einigen Stellen etwas formalisierter. Boons / Banes bzw. Features / Flaws sind an bestimmte Effekte gebunden, während in Neon City Overdrive es einen Würfel im Pool weniger oder mehr gibt. Ich würde zukünftig überlegen, ob Neon City Overdrive nicht den Job von Arium: Discover als ein noch leichtgewichtigeres System übernehmen könnte.

Was mir jedoch gefällt ist, dass Arium: Discover mit Kontrollen und Komplikationen einen Erfolg oder Fehlschlag erzählerisch aufgreift. Manch andere Spiele, wenn sie denn sowas wie Teilerfolge haben, haben damit dann meist Erfolge mit einer negativen Konsequenz. Sehr schön also, dass bei glücklichen Würfeln die Spielenden auch etwas positives zur Erzählung beitragen können!

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