Babel von Rebecca F. Kuang

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Nach einem Gespräch mit Freunden hab ich zusammen mit Freunden auch eine kleine Leserunde gegründet. Ziel des Ganzen natürlich Bücher zu lesen und uns im Nachhinein darüber auszutauschen. Jedoch hat mich gleich das erste Buch sehr gefesselt und ich möchte ein paar Worte darüber verlieren, ohne großartig zu spoilern. Es geht um Babel von Rebecca F. Kuang.


Autorin: Rebecca F. Kuang

Verlag: Eichborn

Erschienen: 28. April 2023 (dt.)

Titel: Babel

Original Titel: Babel Or the Necessity of Violence: An Arcane History of the Oxford Translators‘ Revolution

Genres: Dark Academia, Fantasy, Alternativ Historisch

Seitenanzahl: 736

Preis: 26,00 € (gebundene Ausgabe) bei Amazon*, Thalia, vermutlich dem nächsten Buchladen um die Ecke

ISBN: 978-3-8479-0143-3


Worum geht es?

Babel beginnt im 19. Jahrhundert mit einem chinesischen Jungen, dessen Familie einem Cholera-Ausbruch erlag und ihm das gleiche Schicksal blüht. Mit englischer Sprache in seinem Umfeld aufgewachsen und vernarrt in Bücher, beherrscht er neben den chinesischen Sprachen seiner Heimat, Kantonesisch und Mandarin, auch Englisch. Zu seiner Not kommt ein Brite, Professor Lovell, und hilft ihm, retten ihn und bietet ihm ein neues Leben im britischen Empire. Da seine Familie dahingeschieden ist, bleibt ihm doch hier keine Bindung und nur das Leben auf der Straße. Wenn er zustimmt, muss er jedoch seine Gaben weiterentwickeln, denn er ist in der Lage mit zwei verwandten Wörtern beschriftete Silberbarren zu verwenden, welche eine der wichtigsten Erfindungen im Empire seit langem sind. Der Junge braucht aber natürlich auch einen Namen, weil man seinen ja nicht aussprechen kann. Er nennt sich fortan Robin Swift.

Ich habe die engl. Variante des Buchs gelesen. Dort ist der Inhalt in 5 Abschnitte unterteilt, im englischen Book I – V. Zu Beginn erfahren wir von seiner Kindheit in Großbritannien und lernen auch einige der Kernfiguren näher kennen. Bald geht es jedoch nach Oxford und zum Turm Babel, dem Zentrum der Sprachwissenschaften in Großbritannien. Dort lernt er seine Freunde kennen und es bildet sich eine Gemeinschaft, die sich durch die Jahre ihrer Ausbildung tragen.

„Nice comes from the Latin word for ’stupid'“, said Griffin. „We do not want to be nice.“

Silber und Sprachen

Silber wird für alles Mögliche eingesetzt. Waffen schießen weiter, Schiffe fahren ruhiger, Essen wird warmgehalten, Gärten sind beruhigender. Ausgelöst werden sie durch Sprache. Genauer gesagt durch Worte zwei verschiedener Sprachen. Die durch die Übersetzung verlorene Bedeutung manifestiert sich in den Silberbarren und ist so in der Lage, Wunder zu vollbringen. Desto unverbrauchter die Sprache, desto potenter die Kraft. Diese Silbermagie wird an Babel weiter erforscht und immer neue Kombinationen in Erfahrung gebracht, die den Wohlstand vorantreiben. Dafür durchlaufen die Studenten eine sehr strenge und vor allem anstrengende Ausbildung in verschiedenen Sprachen. Griechisch und Latein sind dabei nur die Einstiegsqualifikationen.

Die wahren Absichten von Babel

Im Laufe der Geschichte wird Robin jedoch mit dem geheimnisvollen Hermes-Bund konfrontiert, der den Expansionskurs von Großbritannien aufhalten will. Immer mehr kommt Robin dahinter, wem Babel wirklich dient und wofür sie die ganzen Bestrebungen betreiben. Es nicht nur um die Wissenschaft und Liebe zu Sprachen geht, sondern einem ganz einfachen Zweck dient. Auch seine eigene Herkunft und Geschichte strahlt in einem neuen Licht und Robin muss sich entscheiden, welche Seite er unterstützt und was dies für sein Leben in seinem geliebten Oxford bedeutet.

Meinung

Auf einem Buchcover habe ich die Empfehlung gelesen, dass es ein Meisterwerk sei. Ich empfinde ähnlich. Die Autorin hat ein anregendes Werk hinterlassen, dass sich sehr verliebt der Sprache und Herkunft von Wörtern widmet. Es hatte beim Lesen für mich immer einen leicht akademischen Charakter, vor allem durch Fußnoten, die nähere Informationen zu Hintergründen gaben oder kurze Einschübe zur Erklärung boten. Ich habe ehrlich gesagt nicht viel vorab über das Buch gewusst und wurde in ein alternatives 19. Jahrhundert entführt, wo sich langsam der Horror ausbreitete. Babel trägt den zweiten Titel „or the Necessity of Violence“ und baut sehr schön auf den Grund für diesen Titel hin. Das Buch ist kein Harry Potter aber mit Silber und Sprache, sondern offenbart eine sehr nachvollziehbare und grausame Wahrheit über die Länder Europas zu dieser Zeit. Durch die Perspektive von Robin Swift erleben wir diesen Horror hautnah und erfahren die Gefühle nicht dazu zu gehören, ausgeschlossen und letzten Endes die Ausbeutung durch den Kolonialismus. Wir lernen, dass Sprache eine Waffe sein kann.

Es ist ein Buch, was mir eine Perspektive gab, die mich zum Nachdenken brachte und mir ein tieferes Bewusstsein für die Thematik ermöglichte. Vor allem aufgrund der Erzählung aus verschiedenen Perspektiven durch die Charaktere, die alle wundervoll in Szene gebracht werden. Der Schreibstil passt sehr gut zu dem Thema einer Schule für Sprachwissenschaften. Er war einfach gehalten, wenig verschachtelt und es schwang aber ein Hauch Akademikerin mit. Ich gewöhnte mich in wenigen Absätzen direkt daran.

Durchweg eine spannende Geschichte zu jedoch auch harten Themen. Und man sollte mögen, dass es um eine Ausbildungsstätte geht

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2 Antworten

  1. Marc sagt:

    Servus Rene,
    genau diese von Dir erwähnte, deutlich spürbare Liebe zur Sprache, hat mich motiviert, das Buch komplett zu lesen, was mir heutzutage nicht allzuoft passiert (soviele Bücher, so limitierte Jahre 😉 ).

    Aktuell fesselt mich „Children of Ash and Elm: A History of the Vikings“ [1] von Neil Price [2], Archäologe mit dem Schwerpunkt Skandanavien zur Zeit der Wikinger und der Ärchäologie des Schamanismus. Von den S. Fischer Verlagen in der deutschen Übersetzung leider mit dem meiner Meinung nach unsäglichen Titel „Die Wahrheit über die Wikinger“ versehen.

    Hier wird auf äußerst fundierte Weise mit vielem Bullshit, der heute von diesen häufig anzutreffenden, von „Vikings“ und ähnlichem Zeugs befeuerten Pseudo-Wikingern gelebt und geliebt wird. Den erste Teil des Buches habe ich als ein wenig anstrengend empfunden, Price legt hier sehr detailiert dar, was bei der Betrachtung der Menschen, der Zeit und der vorherrschenden Glaubensmodelle zu bedenken ist. Dann aber beginnt das Buch zu „fließen“, wenn Du verstehst, was ich meine.

    Ein tolles Buch für alle, die sich mit der Epoche, den Menschen und der Kultur auseinandersetzen wollen, ein schönes Fundament auch für Spielleitungen oder sogar Regel-, Setting- und Abenteuer-Designer*innen.

    Beste Grüße aus Wien,
    Marc

    [1] https://www.fischerverlage.de/autor/neil-price-1010549
    [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Neil_Price_(archaeologist)

    • Rene Kremer sagt:

      Moin Marc,

      das klingt wahrhaftig nach einer guten Quelle für diese kulturellen Aspekte. Werd ich mir mit dem Kommentar mal auf die Liste packen. Danke für den Tipp!

      Es braucht schon echt harte Kanten, dass ich ein Buch weglege, aber meine Hürde eins anzufangen, ist dafür umso höher. Vor allem, wenn die Bücher lang sind oder viele Folgebücher haben. 🙂

      Viele Grüße,
      René

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