Godkiller von Hannah Kaner

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Diese Woche konnte ich von meiner TBR-Liste die ersten beiden Bände der Fallen Gods-Trilogie streichen. Unglücklicherweise stellte ich direkt am ersten Tag fest, dass es in der Reihe noch ein drittes Buch gibt. Glücklicherweise stellte ich fest, dass es ein drittes Buch ab nächstem Jahr geben wird. Heute geht es um Godkiller. Es ist das Erstlingswerk von Hannah Kaner und ein Fantasy-Buch mit noch nicht mal 400 Wörtern (auf Englisch)!


Autor: Hannah Kaner

Verlag: Piper

Erschienen: 01.02.2024 (dt.)

Titel: Godkiller

Original Titel: Godkiller

Genres: Fantasy, Mythology

Seitenanzahl: 448

Preis: 18,00 € bei Amazon*, Thalia, vermutlich dem nächsten Buchladen um die Ecke, ~20,00 € (engl. Hardcover) bei Amazon*, Thalia, ~10,00 – 13,00 € (engl. Taschenbuch) bei Amazon*, Thalia

ISBN: 978-3-492-70921-7


Worum geht es?

Wir folgen in Godkiller der Veiga Kyssen, einer Göttermörderin. Diese Leute sind ausgebildete Jäger:innen von Gottheiten und töten diese für bare Münze. Ähnlich zu Witcher, wo die Hexer bezahlt werden, um Monster zu jagen. Eine weitere Person, der wir folgen, ist die junge Adelige Inara und ihrem kleinen Gott Skedi, dem Gott der Notlügen. Zu guter Letzt wird noch der ehemalige Ritter Elogast aus dem Ruhestand geholt. Dieser soll für seinen Freund und König eine letzte Quest zu erfüllen.

Während Kyssen auf Inara stößt und die Umstände sie verpflichten der jungen Adeligen zu helfen, sich von ihrem Gott zu trennen, denn beide sind unfreiwillig miteinander verbunden, stoßen sie auf ihrer Reise nach Blenraden auf den Ritter Elogast. Blenraden ist nicht nur der Ort des finalen Kampfs des letzten Kriegs, sondern auch der einzige Ort, wo wilde Götter leben. Der König hat nach dem letzten Krieg Götter und deren Anbetung im Land verboten. Die ungleiche Truppe wird auf den Reisen nicht nur mit ihrem eigenen Herzschmerz konfrontiert, sondern auch mit einem Geheimnis, was viel größer ist, als die einzelnen Personen bewältigen könnten. Der erste Band der Trilogie ist eine klassische Heldenreise.

Die Autorin legt auch einen besonderen Wert auf die Repräsentation von Leuten mit Einschränkungen oder nicht Hetero-Pärchen. So ist Kyssen einbeinig und benutzt eine Prothese, um sich ohne Rollstuhl zu bewegen. Ihre gefundenen Schwestern sind taub und benötigen einen Rollstuhl. Außerdem ist unsere Protagonistin bisexuell und ihre Schwestern lesbisch.

Worldbuilding

Hannah Kaner hat auf wenigen Seiten eine Welt geschaffen, die keine epischen Ausmaße annimmt. Die Welt bietet aber genügend Raum für ihre Geschichte. Es fühlt sich so an als wäre es ein Sandkasten, der größer ist, als die Geschichte es benötigt. Die meiste Zeit spielt die Geschichte in Middren, aber die Nachbarreiche werden genannt und etwas in Kontext gesetzt. So lernen wir Talica als ein Land im Norden kennen, was ehemaliger Plünderzüge auf die anderen Reiche veranstaltet hat. Das Land ist sehr in sich gekehrt, aber hat einen festen Glauben an die Feuergöttin Hseth etabliert. Restish ist eine Handelsnation mit starker Marine. Das letzte genannte Land ist Irisia, was als ein reiches und von der Sonne berührten Landes skizziert wird.

Prinzipien der Gottheiten

Dem Titel folgend legt die Autorin einen besonderen Wert auf Gottheiten. Diese folgen simplen Regeln, aber personifizieren diese sehr hervorragend. Gottheiten entstehen durch Emotionen und Wünsche. Sie formen sich in die Realität und entwickeln eine Persönlichkeit. Alle Gottheiten teilen sich, dass sie nach Liebe, Hingabe und Anbetung gieren. Es macht ab und an den Anschein, als wäre es eine Droge und der nächste Kick für sie. So erhalten sie ihre Macht durch Opfergaben und Gebete. Dies macht sie sehr menschlich und so entstehen auch „böse“ Gottheiten, die durch Furcht und Schrecken ihre Anhängerschaft bilden sowie stärken. Der Grund, warum die Veiga als Göttermörder:innen ein erfolgreiches Geschäft haben. Aber genauso sind Gottheiten auch sterblich. Durch spezielles Metall können sie verletzt oder sogar getötet werden. Aber wenn eine Erinnerung an die Gottheiten existiert und ein Schrein besteht oder errichtet wird, können die Gottheiten wiederbelebt werden.

Im Laufe der Geschichte treffen wir auf viele verschiedene Gottheiten, was ein Bild gibt von einer langen Historie der Welt und Gottheiten, die vergessen, jüngst geboren oder alt wurden, so dass sie eine Kraft der Welt selbst darstellen. Nicht selten repräsentieren sie, wie Skedi, Prinzipien – in seinem Fall die Notlüge – oder Besonderheiten der Natur, wie Osidien den Gott des Meeres.

Erzählstil

Godkiller erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Je nach Kapitel erfahren wir die Geschichte aus den Augen von Inara, Elogast, Kyssen oder Skedi. Dabei geht es immer voran. Wir machen also keine Sprünge in der Zeit, wie bei Das Reich der Vampire von Jay Kristoff. Gleichzeitig sind die Kapitel nicht allzu lang. Gefühlt waren die längsten Kapitel knappe 20 Seiten und häufig zwischen 10 – 15. Wir lernen aber auch sehr gut die Charaktere kennen, weil dieser Perspektivenwechsel auch uns die innere Gefühlswelt der Charaktere näher bringt und dessen Veränderungen im Laufe der Geschichte.

Was kann man für Rollenspiele hieraus entnehmen?

Für mich eine der Besonderheiten aus dem Buch, ist das Prinzip der Gottheiten und wie man sie tötet. Direkt am Anfang lernen wir von einer Jagd von Kyssen. Es ist keine alte Gottheit, die sie jagt, aber genauso zeigt es uns die Unterschiede in dessen Mächten. Während in Dungeons and Dragons einen Gott zu bezwingen eine Tat von sehr hochstufigen Charakteren ist, scheint uns diese Jagd in Godkiller als würde eine Raubkatze einen Hasen jagen. Gleichzeitig wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, den „Anker“ in der Welt, ein Schrein oder Totem, der Gottheit zu zerstören, damit diese endgültig tot bleibt.

Godkiller bringt immer wieder Beispiele durch Erzählungen innerhalb der Welt, wie Gottheiten bösartig agierten und welche epischen Kämpfe oder Listen benutzt wurden, um sie zu bezwingen. Dies gibt schöne Inspiration für kleine Szenarien, wo eine lokale Gottheit in einer Rollenspielwelt auch einen Konflikt erzeugt, der aufgelöst werden muss. Besonders im Kopf geblieben ist mir die Darstellung einer Göttin der Schönheit, die ihre Anhängerschaft zum Verhungern getrieben hat, in dem Wahn ansehnlich zu werden, und sich selbst in Prunk und Wohlstand im Palast eingeigelt hat.

Sehr schön gefallen hat mir auch, dass Gottheiten in ihrer Domäne auftauchen können. So ist eine Flussgottheit bei Flüssen auch anwesend und kann sich offenbaren, wenn gewünscht. Godkiller zeigt sehr gut, wie in einer Fantasywelt dies aufgenommen werden kann, wenn Gottheiten nicht unbedingt diese ungesehene Größe sind, sondern auch sich ab und an zeigen und eine unmenschliche oder sogar mysteriöse Form annehmen können, wie die in verhüllte Frau mit der Schwarzflammenlaterne. Ein hervorragendes Beispiel wie Sagen in einer Rollenspielwelt entstehen könnten.

Als jemand, der gerne mit Mythologie und Gottheiten arbeiten mag, zeigte mir Godkiller, wie das auch auf einer niedrigeren Skala als „Gottheit im großen Pantheon der Welt“ passieren kann, sondern eher: Lokale Flussgottheit dieser einzigen Stadt.

Meinung

Godkiller hat mir besonders gut gefallen. Es hatte für mich ein wenig ein Mix aus Monstress* im Sinne von Inara und ihre Gottheit, die fest mit ihr verbunden ist, und The Witcher* durch die Veiga und Kyssen insbesondere. Kyssen ist auch eine mürrische, gebrandmarkte (wortwörtlich) Person, die schwer Leute an sich lässt und Schwäche sowie Emotionen zeigt. Ich bin jetzt nicht so eine Person, die gute Plot-Twists auf Meilen erkennt, aber in Godkiller waren einige Dinge schon schnell abzusehen. Für ein Debüt-Roman muss ich Hannah Kaner schon Respekt zollen, auch wenn die Geschichte absehbar ist. Sie ist gut erzählt, hat eine spannende Welt und Charaktere, die eine schöne Found-Family bilden, sich entwickeln und unterschiedlich und liebenswürdig wirken.

Die Perspektivenwechsel haben mir besonders gut gefallen und hatten mich auch immer weiter an der Stange gehalten, so dass ich das Buch wenig aus der Hand gelegt habe. Die Atmosphäre der Welt wirkte zerrüttet nach dem Krieg, in einigen Teilen gefährlich und kalt und Blenraden als ein unheimlicher und heimgesuchter Ort. Das Ende offenbarte dann doch einen spannenden Twist, leicht herzzerreißenden Moment und gute Überleitung in den zweiten Band.

Das ist vermutlich auch mein stärkster Kritikpunkt: Es endet schon mit einem harten Cliff-Hanger. Wünschenswerter fände ich einen runderen Abschluss, der erst im nächsten Band dann fortgeführt wird und nicht schon direkt in diesem Band geteastert. Es fühlte sich an dieser Stelle an wie ein Serienende und ich finde das bei Filmen und Fernsehserien schon häufig anstrengend. Nun sind ab nächstem Jahr alle 3 Bücher erschienen und dieser Punkt ist weniger dramatisch, aber wenn ich wie bei Lied von Eis und Feuer Jahre auf einen neuen Band warten würde, dann muss so ein Cliff-Hanger echt nicht sein.

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