Preis-Problematik anhand von Flucht aus Burg Düsterfels

accounting cash money using a calculator
Photo by Tima Miroshnichenko on Pexels.com

Dieser Artikel soll sich um das leidige Thema Preisbildung drehen. Es gibt verschiedene Ansichten zu Preisen allgemein und Fragen stehen bei dem Thema im Raum, wie man weniger finanziell starken Personen Zugang zum Hobby oder Werken bereitstellen kann. Glücklicherweise werden Community Copies häufiger, so dass Werke zu vergünstigten Preisen (zum Teil in limitierter Anzahl) angeboten werden. Andere Varianten sind, dass das Werk als text-only Variante bereitgestellt wird und dann kostenfrei ist. Der Mehrwert liegt also dann im Layout, Illustrationen und Aufbereitung allgemein. Manch andere erschaffen etwas in ihrer Freizeit und als Hobby. Das ist cool und bringt bei manchen Personen den Gedanken, dass sie damit entweder kein Geld verdienen müssen oder steuerliche Hürden zu hoch sind, weshalb Werke auf eigene Kappe finanziert und kostenfrei vertrieben werden.

Motivation

Meine Ansicht ist simpel ausgedrückt: „Ich möchte keinen Preiskampf beginnen oder fördern.“ Was das bedeutet ist, dass es Leute gibt, die von diesem „Hobby“ leben, weil es für sie der Beruf ist. Ob Lektor:innen, Illustrator:innen, Übersetzer:innen, Layouter:innen oder oder oder. All diese Leute bestreiten mit solchen Projekten auch ihren Lebensunterhalt. In meiner Wahrnehmung sind künstlerische Berufe generell marktwirtschaftlich fragiler aufgestellt und im Rollenspielbereich verschlimmert sich dies aufgrund der Nische und der geringeren Nachfrage. Das heißt für solches Fachpersonal müsste der Rollenspielsektor unattraktiv sein und in gezielten Projekten bedient werden. Dies würde zumindest eine Erklärung sein, warum viele Hobbyisten auch an solchen Projekten mitwirken.

Ein Beispiel ist, dass Ironsworn in engl. Fassung kostenfrei als Download erhältlich ist, aber die dt. Fassung nicht. Eine Person, die beiden Sprachen mächtig ist, kann also zum engl. Werk greifen. Das ist cool und vor allem für „probier es aus und merke für dich selbst, ob dir das Spiel oder der Spielstil gefällt“ super, aber Shawn Tomkin hat damit eine gehörige Eigenleistung kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ich meine mich auch zu entsinnen, dass er im Discord schrieb, dass er dies so nicht noch einmal machen würde und bei Nachfolgewerken auch nicht tat.

Man kann viel über alternative Angebotsvarianten (z.B. Vorschau-Produkte, Light-Varianten als Demos usw.), aber das ist nicht Teil dieses Artikels.

Preisbildung

Aus den o.g. Gründen hab ich eine andere Einstellung zu Werken unseres Hobbys im Gegensatz zu Open-Source-Software, die ich auch schreiben könnte. Bei letzterem gibt mir meine privilegierte Position her, dass ich nicht von der Entwicklung von Software in meiner Freizeit leben muss und die Leute, die Software entwickeln, meist in ähnlicher Situation sind. Softwareentwicklung ist teuer und daher werden Leute und Firmen dafür gut bezahlt. Dasselbe kann ich nicht über das Verlagswesen bei Pen und Paper-Rollenspielen (PnP) sagen. Häufig hörte ich von Freelancern, dass sie mit anderen Projekten z.B. techn. Übersetzungen, sich ein Budget aufbauen, damit sie solche PnP-Projekte annehmen können.

In diesem Artikel geht es nicht darum, eine Meinung zu vertreten, was man zu diesem Punkt vielleicht denken mag. Es geht darum an einem einfachen Beispiel eine gewisse Transparenz für diejenigen zu erzeugen, die noch nicht in den Genuss kamen ein Werk zu schaffen und unter Berücksichtigung der Kosten zu bepreisen. Ich bin auch nicht jemand, der im Vertrieb eines Verlags sitzt, sondern diese Erfahrungen eher aus Gesprächen und die eigene Freizeitaktivität hat.

Wie viele Märkte hat sich auch für das Hobby eine Tendenz und Relativierung von Preisen ergeben. Wir kennen das: Produkte werden teurer. Aufschreie, wenn Videospiele teurer werden, Nischenprodukte sind generell teuer und selbst bei Lebensmitteln schauen wir seit einiger Zeit vielleicht genauer, was wir kaufen und wie viel es kostet oder wie viel in der Packung enthalten ist.

Chris Bisette hat einen sehr spannenden Artikel veröffentlicht, der sich mit Preisbildung beschäftigt. Dort sind auch etwas starke Meinungen, dass PnP-Produkte Luxus sind, kommend, dass er selbst mal in einer sehr schwierigen finanziellen Situation war. Aber auch, dass Indie-Designer:innen sich selbst ausbeuten und ausbeuten lassen! Ein wirklich spannender Artikel mit schönen Beispielen von Möglichkeiten, wie man Kosten von Auflagen mit speziellen Ausgaben abfedern kann. Im Vergleich auch gezeigt, wie ein Verlag Kurzgeschichten anbietet, die eine ähnliche Länge zu üblichen Zines haben.


The reason there’s no margin in indie RPGs is because we’re robbing ourselves, and we’re allowing customers to tell us that we should continue to rob ourselves. It makes no sense.

So what’s the solution? The first solution is that everybody should raise their prices, yesterday. I know that there is always pushback to the idea of charging more, because it prices some people out of getting things.

Chris Bisette – Pricing Books

Beispiel: Flucht aus Burg Düsterfels

Flucht aus Burg Düsterfels ist ein 24 seitiges A5 Spiel basierend auf The Wretched. Wir gehen hier nicht auf das Thema erneut ein, schaut einfach gerne in die Vorbestellungsankündigung. Aber welche Kosten hätten oder sind aufgetreten?

Cover von Flucht aus Burg Düsterfels zeigt eine finstere Burg auf einem Berg. Der Himmel ist rot gefärbt
Cover von Flucht aus Burg Düsterfels zeigt eine finstere Burg auf einem Berg. Der Himmel ist rot gefärbt

Fixe Kosten

  • Schreibarbeit (Verfassen von Texten für das Spiel): Da ich die Texte selbst verfasst habe, musste ich niemanden dafür bezahlen. Ich kalkuliere dennoch einen eigenen Lohn für die Arbeit. Hier habe ich mit 6,20 € / 1.000 Zeichen gerechnet. Flucht aus Burg Düsterfels besitzt knapp 28.000 Zeichen, womit wir auf 173,60 € kommen.
  • Lektorat: Das Gegenlesen, Überarbeiten und Korrigieren von den 28.000 Zeichen betrug 35 € und wurde von einer Freelancer:in übernommen, die solche Projekte gerne unterstützt, aber sich die Branchen-Sätze auch eher nur erlauben kann, wenn sie andere Projekte außerhalb der Rollenspiele vorgezogen hat.
  • Layout: Auch von mir übernommen. Eigener Lohn 6 € / Seite also 144 €.
  • Illustrationen: Hab ich auf gemeinfreie Bilder gesetzt und setzen können.

Bei einer wirklichen Rechnung würden hier natürlich noch Kosten wie Personalkosten, Energiekosten, Mietkosten etc. reinspielen. Eine Person, die z.B. in der Buchhaltung arbeitet, erbringt z.B. keine Leistung an dem Werk, aber erhält dennoch am Ende des Monats ein Gehalt.

Variable Kosten

  • Druckkosten: Bei einer Auflage von 200 Stk. (Heft, Drahtheftung, A5, 135g Innen, 250 g Umschlag) betragen die Druckkosten 193,65 € also 0,97 € / Stk.
  • Lizenzkosten: Entfallen aufgrund der Lizenz von Wretched & Alone.
  • Handelsrabatt: Der Rabatt, den Händler:innen für den Vertrieb und das Risiko erhalten, rangiert von 25 – 45 %. Für die Kalkulation rechnen wir mit 45 %, welche wir natürlich erst nach dem Preis bestimmen können.
Die Preisbildung über den Preis-Rechner. Zeigt die oben beschriebene Aufstellung der Kosten und die sich daraus ergebenden Werte für Break-Even und Selbstkosten bei einem Preis von 8 € wie unten beschrieben.

Absatzmenge und Preis

Ohne den Handelsrabatt haben wir Selbstkosten, also die Aufteilung aller Kosten auf ein einzelnes hergestelltes Produkt, von 2,73 €. Nur um kostenneutral zu werden, müssen wir also 2,73 € ansetzen. Nehmen wir den Handelsrabatt von 45 % bei 2,73 € hinzu, gehen die Selbstkosten auf 3,96 € hoch.

Es bleibt jetzt also einen Preis zu finden, der a) vereinbar mit dem Handelsrabatt bleibt und b) nicht erfordert, dass wir 200 Stk. dieses Werks verkaufen, um die Kosten einzuholen. Das ist eine Menge, die ggf. ein Tales from the Ironlands #1 und Eichenweide bei der Vorbestellungsaktion von Ironsworn oder Mausritter knacken oder erreichen konnte. Ansonsten reden wir hier über Monate bis wenige Jahre, um die Auflage zu verkaufen, wenn überhaupt. Unter meinen Itch-Produkten erreichen alle zusammen noch nicht mal diese Anzahl an Verkäufen und auf DriveThruRPG kommt nur ein 5e Werk über 200 Exemplare, weil es Teil eines DMs Guild Bundles war.

Der Preis muss also mit möglichst wenigen Verkäufen zumindest versuchen die Kosten zu decken. Selbst bei 8 € liegt der Break-Even-Point (ab wann der Verkauf Gewinn abwirft) bei 158,32 Stk. Nicht einkalkuliert wurden PDFs, die Erfahrungsgemäß „nebenbei“ gekauft werden (z.B. im Bundle) oder im Vergleich zum Druck nur relativ wenig. Aufgrund der fixen Kosten, welche Unabhängig vom Druck anfallen, haben PDFs entsprechend auch einen Preis. Gleichzeitig reden wir über 24 A5 Seiten. Im Vergleich dazu habe ich Zines mit 60 – 80 Seiten für 10- 12 € im Vertrieb. Es scheint für mich unverhältnismäßig den Preis auf dasselbe Niveau oder darüber anzuheben, aber um nicht in die Pflicht zu kommen 158 Stk. zu verkaufen, um nicht mit einem Minus herauszugehen, müsste dies passieren.

Vergleich mit anderen Produkten

Um die PDF-Situation etwas transparenter zu gestalten. Tales from the Ironlands #2 und Eichenweide kamen beide 2022 heraus. Die Eichenweide wurde zeitgleich mit der Vorbestellung von Mausritter beworben. Stand heute (07.10.2023) sind noch 17 Druckexemplare von Tales from the Ironlands #2 lt. Shop von System Matters dort. Initial 150 Stk. zum Stand März 2022. Verkauft wurden 51 PDFs im Jahr 2022, was auch die 2. höchste Anzahl an verkauften PDFs für Zines war.

Die Eichenweide hatte eine initiale Menge von 350 Stk., wovon meiner Erinnerung nach ca. 250 Stk. während der Vorbestellung auch bestellt wurden. 100 Stk. waren also für das Lager gedacht. PDFs wurden in diesem Zuge 160 Stk. verkauft. Heißt 64% der Leute, die einen Druck bestellt haben, haben auch eine PDF genommen. In meinen Augen ein signifikanter Unterschied, der darauf deuten könnte, dass weniger PDFs einzeln als im Bundle gekauft werden.

Kommentar zum Artikel und Gedanke dazu

Auf Mastodon schrieb Morgunin als Kommentar zu diesem Artikel, dass er 25 € für 24 Seiten zahlen würde, wenn das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Hier werden Kriterien wie Qualität (vermutlich der Aufmachung), UX und Spielspaß herangezogen. Ein dünnes A4 Heft wird genannt, was schon in deren Gruppe für 4-5 Spielrunden Spaß sorgt. Minimalismus, geniale Spielidee und übersichtliches Layout werden angepriesen im Gegensatz zu manchen D&D-Kampagnen, die teilweise auch dazu noch sehr viel länger sind.

Zu allererst zeigen mir solche Kommentare, dass Artikel wie diese etwas bei Menschen etwas auslösen und das Feedback auch dazu genutzt werden kann, um neue Statements oder Verbesserung bestehender Artikel umzusetzen. Zum anderen kam mir der Gedanke: In der Theorie gebe ich recht, aber wie setz man es praktikabel um?

Vor allem hinsichtlich Spielspaß. Nicht für alle sind Settings etwas praktikables, da sie häufig aus Abenteuern Ideen abzwacken oder andersrum. Minimalismus ist auch nicht von jeder Person gewollt. Muss das Design an der Stelle umdenken, um bei längeren Texten einfach eine geschickte TL;DR: zu haben? Wäre für mich zumindest gutes UX. Aber könnten dann Spiele wie Ironsworn und Blades in the Dark nicht im Gegensatz zu Regelwerken, die immer mehr Settings und Abenteuerbände bekommen, höherpreisig angeboten werden, weil der Spielspaß eh davon ausgeht, dass du dein eigenes Ding durchziehst und so entsprechend entworfen wurde?

Der Start für Experimente?

Der Kommentar löst aber in mir auch etwas anderes aus: Experimentieren wollen. Ich hatte schon bei Flucht aus Burg Düsterfels überlegt, ob ich eine nummerierte Auflage drucke, hab mich dann aber aufgrund der Nische in der Nische und der Größe des Hefts dagegen entschieden.

Für den Garten der Turmkönigin, das Werk nach der Eichenweide, überlege ich jedoch jetzt auch, ob es nicht zwei Ausgaben gibt: begrenzte Hardcover-Auflage und Softcover für die kleinere Geldbörse. Das Hardcover wäre der Sammler-Artikel und könnte so die fixen Herstellungskosten des Werks mittragen. Es klingt etwas, als würde man die kaufkräftigen Leute abschöpfen wollen, jedoch bin ich auch eher ein Fan von Hardcovern, welche aber teurer auch in der Herstellung sind. Vielleicht also in limitierter Auflage etwas, was die Möglichkeit erlaubt so etwas zu drucken und gleichzeitig nicht das Gesamtwerk bestimmt.

Mein zweites Werk am Horizont, Die Ghulscheuchen von Kosvin – ein Abenteuerschauplatz für Swords & Wizardry – hat mehr den Charakter eines Abenteuers. Da kann Spielspaß sehr direkt durch Playtests ermittelt werden. Ein hervorragender Kandidat in meinen Augen, um den Zauber des Gedanken in meinem Kopf „Ich habe Werk X mit Z Seiten zu Preis P verkauft und hab da also einen Vergleichskandidaten“ zu brechen und ernsthaft zu überlegen: Wie lange hatten wir Spaß in den Playtests?

Auch wenn die 25 € für 24 Seiten aus der Luft gegriffen sein könnten. Nehmen wir an, das Abenteuer bietet Spaß für 4 Abende (wir sind derzeit im ersten Playtest bei Abend 3 und entweder bei der Hälfte oder bald durch je nachdem, wie man spielt). So wäre es mir einen Versuch wert die Argumentation zu teilen und zu stärken: Warum sollten 4-6 Spielabende Spaß nicht 20 – 25 € wert sein? Wo kriegt man sonst für ca. 4 Leute Unterhaltung für 8-24 Stunden für ca. 5-6 € pro Person?

Fazit: Preisbildung ist nicht einfach

Die Preiskalkulation kann mit meinem Preis-Rechner auch nachvollzogen werden. Dafür einfach die Kalkulations-Datei importieren. Mit dem Preis-Rechner kann etwas mit dem Preis gespielt werden, um ein Gefühl zu kriegen. Falls du etwas kalkulieren möchtest, kannst du das gerne auch mit dem Rechner erledigen. Er speichert sich nichts außerhalb deines Computers und vergisst Kalkulationen, wenn du sie nicht exportierst.

An einem kleinen Beispiel kann man schon zeigen, wie schnell man auf einen Preis von gerundet 10 € kommt, was immer noch erfordert, dass eine nicht unerhebliche Menge an Exemplaren zu dem Preis verkauft werden. Glücklicherweise ist Flucht aus Burg Düsterfels ein kleines Projekt, so dass ein Flopp einfach zu verkraften ist. Im Falle des nächsten Mausritter Zines, wo geplant ist, noch die letzten Illustrationen in Auftrag zu geben, sieht dies ganz anders aus. Da werden wir wohl über wenige Tausend € fixe Kosten reden und uns eher ins nächste Preissegment begeben müssen.

Ich hoffe, dass der Beitrag ein wenig den Einblick geben konnte, wie solch ein Preis zustande kommen kann und welche Gedanken dabei einfließen. Wir sind hier gedanklich im Sandkasten, da kein Unternehmenserfolg und keine Lebensgrundlagen von Personen davon abhängen.

Nutzt gerne den Preis-Rechner, wenn ihr möchtet. Fehler oder Wünsche können gerne in jeglicher Form an mich oder direkt ins Projekt gestellt werden. Der Rechner kann auch selbst gehostet werden, wenn man mag. Flucht aus Burg Düsterfels ist diesen Monat noch in der Vorbestellung. Ihr erhaltet in dieser Zeit das Bundle zum Preis der Druckfassung!

Nachtrag

Es ist mir bewusst, dass auch ich immer noch im Bereich der Selbstausbeutung mich bewegen, auch wenn ich nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreite, sondern möglichst kostenneutral oder mit Budget für neue Projekte enden möchte. Aufgrund der Diskussionen in den sozialen Medien wird zumindest reflektiert, dass PnP-Produkte als Luxus betrachtet werden und die Meinung geteilt wird, dass der Preis meist zu niedrig ist, wenn die Qualität stimmt, was nicht unbedingt Hochglanz-Illustrationen und lange Texte/viele Seiten meint. Mich haben diese Kommentare zumindest in die gedankliche Richtung von Chris Bisette verschoben und für Experimente motiviert. Dabei darf jedoch nicht aus den Augen verloren werden, dass Möglichkeiten für Geringverdienende geschaffen werden müssen. Ich persönlich denke mehr über text-only Versionen nach.

Das könnte dich auch interessieren …

4 Antworten

  1. Danke für den Einblick. Ich finde es immer stark, transparent über Geld zu reden. Macht man viel zu selten.
    Besonders interessant fand ich, dass du schreibst, 200 gedruckte Exemplare zu verkaufen, würde Jahre dauern. Einfach, weil ich gar keine Vorstellung davon hatte, wieviel hier normal/üblich ist.
    Gilt das auch für pdf-Downloads? Es klingt so, als ob die sogar noch weniger oft gekauft werden. Lese ich das richtig?

    • Rene Kremer sagt:

      1) Größere Verlage kriegen vermutlich 200 Exemplare flotter hin. Ich hab auch keine starke Präsenz. Wenn ich mir die Zines ansehe, die zu System Matters in den Shop gegangen sind und noch vorrätig, dann zeigt es jedoch auch in die Richtung, dass sich die Exemplare über die Zeit verkaufen, aber nicht kurzfristig. Ausnahmen sind Vorbestellaktionen.

      2) Meiner Erfahrung nach verkaufen sich Bundles, dann Druck, dann PDF. Ich finde es immer schön, wenn man Bundles anbieten kann, da ich auch gern beides kaufe. Aber reine PDFs sind meiner Erfahrung nach eher hinten anzusiedeln.

      Eichenweide verkaufte sich mit dem Momentum der Vorbestellung von Mausritter 160x als PDF, aber über knapp 250 gedruckte Exemplare direkt in der Aktion (wenn ich mich Recht entsinne) und 100 behielt System Matters auf Lager. Die erste Lieferung war jedenfalls 350 Exemplare. Und die würden auch verkauft, denn im selben Jahr gab es noch einen Nachdruck. Dennoch „nur“ 160 PDFs. (Eichenweide ist übrigens ein komplettes Ausnahme-Werk im Vergleich zu den anderen, was den Erfolg angeht)

      Tales from the Ironlands #2 in dem Jahr aber nur 51x und das war die 2. höchste Verkaufszahl bei den PDFs.

      Also ja, du liest richtig, dass ich sagen möchte, dass PDFs sich weniger stark verkaufen. 🙂

  2. Marius (mvdf) sagt:

    Vielen Dank für den Einblick und die Erläuterungen zum Thema.

    In meinen Augen liegt das Problem vor allem darin, dass RPG – zumindest im deutschsprachigen Raum – ein absolutes Nischenthema ist und alles andere als ein Business Case. Mit dreistelligen Auflagen lässt sich wirtschaftlich gesehen nichts aufbauen. Denn zum Rollenspielen benötigt man im Grunde nur ein Grundregelwerk, das am Spieltisch oft nur ein Mal (von der SL) gekauft wird und mit dem man viele, viele Stunden und Tage und Monate Spaß haben kann. Keine Abomodelle, keine hohen Kosten oder dergleichen. Es gibt nicht den Drang, ständig etwas neues kaufen zu müssen, wie z. B. Magic-Blister oder Warhammer-Miniaturen. Rollenspiel ist in der Tat ein Nischenprodukt. Als Konsument kann ich damit absolut leben. Aber aus dem Blickwinkel jener, die damit ihr Held verdienen wollen, ist Rollenspiel leider kein dankbares Business.

Kommentar verfassen